Der erhoffte Befreiungsschlag war es in Spiel eins nach Max Eberl zwar nicht, dennoch kann man einige positive Ansätze aus dem gestrigen Spiel auf der Alm mitnehmen. Die Mannschaft scheint den Ernst der Lage begriffen zu haben und führte über weite Strecken fort, was sie bereits bei der unglücklichen Niederlage gegen Union zeigte.
Nach Zakarias Wechsel kurz vor Schluss des Transferfensters ist Christoph Kramer vermutlich der nächstbeste „klare Sechser“, wie Adi Hütter sagen würde. Aufgrund einer Corona-Infektion musste er allerdings passen, sodass der Österreicher vor der Abwehr auf das Duo Konè und Neuhaus setzte, der damit wieder eine Reihe nach hinten rutschte. Rückkehrer Bensebaini startete von Beginn an auf der linken Seite und Alassane Pléa kehrte ebenfalls in die Startformation zurück und agierte mit Hofmann hinter Embolo, der die einzige Spitze bildete.
Früher Dämpfer durch Traumtor
Die Borussen kamen eigentlich gut ins Spiel und hatten durch Jonas Hofmann die erste größere Chance der Partie. Vorausgegangen war ein starker Flugball von Ginter ins letzte Drittel, den der sehr starke Pléa in die Gasse legte, jedoch konnte Ortega den Abschluss aus spitzem Winkel parieren. Die Konterabsicherung bei eigenen Ecken funktionierte nicht immer wie gewünscht an diesem Nachmittag und so hatte man Glück, dass einer dieser Konter durch einen ungenauen letzten Pass von Krüger auf den mitgelaufenen Okugawa, der auf und davor war, zunichte gemacht wurde.
In der 19. Minute schockte Serra dann die Fohlen, die bei diesem Angriff lediglich Spalier standen. Ein langer Ball aus der eigenen Kette kam postwendend zurück, Wimmer spitzelte anschließend an der Seitenlinie den Ball an Elvedi vorbei und der Torschütze hatte alle Zeit der Welt, um mit dem Ball vom Flügel, in den Sechzehner und wieder heraus zu dribbeln, bevor er den Ball mit links unhaltbar und in bester Arjen Robben-Manier aus rund 20 Metern ins lange Eck schlenzte.
Verpasste Chance auf der linken Seite
Das Positive vorweg: Die Mannschaft wirkte nicht geschockt, sondern reagierte mit ersten offensiven Lebenszeichen. Bensebainis Roller stellte Ortega noch vor keine Probleme. Gegen den Kopfball von Ginter nach einer mustergültigen Flanke aus dem linken Halbfeld von Pléa konnte er nichts mehr ausrichten, doch die Fahne schnellte zurecht hoch – Abseits. Was auffällig war: Das Spiel lief insbesondere im letzten Drittel viel über die rechte Seite und die Halbpositionen. So resultierten die Abschlüsse von Jonas Hofmann zumeist aus Steckpässen in die Schnittstelle, häufig gespielt von Pléa, der von links kommend immer wieder ins Zentrum zog und damit auch Bensebaini viel Platz auf der linken Bahn schaffte.
Der Algerier versuchte die sich bietenden Räume auch immer wieder zu nutzen und schob nach, wurde aber in letzter Konsequenz zu selten eingebunden, weil man sich im Ballbesitz auf der von ihm gesehen ballfernen rechten Seite „festspielte“ und sich keine Möglichkeit für eine entsprechende Verlagerung bot. Hier war insgesamt mehr drin. An der Entstehung des Ausgleichstreffers war der Linksverteidiger allerdings entscheidend beteiligt. Diesmal war es seine Halbfeldflanke an den zweiten Pfosten, die für Gefahr sorgte. Hofmann spielte den Ball volley zurück ans linke Fünfereck und Pléa nickte mit Überzeugung zum verdienten Ausgleich ein.
Bielefeld gegen Endless Summer
Es mutet in Anbetracht der letzten Wochen, gar Monate, unnötig an es zu erwähnen, aber wieder einmal kann man sich beim Schweizer Schlussmann für einige herausragende Paraden bedanken. Seine Reaktion kurz vor der Pause gegen Ramos‘ Kopfball verhinderte einen empfindlichen Nackenschlag kurz vor der Pause. Nach dem Seitenwechsel ging es schwungvoll weiter. Mit der ersten Aktion schickte der emsige aber zumeist glücklose Embolo Hofmann auf die Reise. Ortega spielt mit, ist eher am Ball und verhindert den Einschlag. Doch der Ball prallt de Medina im Anschluss an die Hand und wieder einmal macht sich Konfusion ob der Auslegung der Handregel breit.
Ansonsten auch in Halbzeit zwei zumeist dasselbe Bild. Man war bemüht, hatte immer wieder gute Ideen, doch das letzte Quäntchen fehlte einfach. Stellenweise brachte man sich auch selbst immer wieder in die Bredouille. Ein ungenaues Anspiel von Sommer führt beispielsweise nach schnellem Umschalten zu einer hochprozentigen Chance für Kunze, der frei vor dem Tor auftaucht aber glücklicherweise ebenso vergibt wie de Medina im Anschluss an eine Ecke.
Lucky Punch verschludert
Gut zu beobachten war auch, dass Koné immer wieder mit der Kette hinter ihm kommunizierte und dazu aufforderte, das Spiel breiter zu machen und die beiden Außenverteidiger vermehrt anzuspielen und einzubeziehen im Aufbau. Der umtriebige Alassane Pléa hatte im Anschluss an eine weitere Hereingabe von der rechten Grundlinie eine gute Möglichkeit, konnte den technisch anspruchsvollen Abschluss allerdings nicht im Tor unterbringen.
Und doch wäre ein Sieg allemal drin gewesen. Embolo ließ nach gutem Kombinationsspiel und einer scharfen, flachen Flanke des offensivfreudigen Ginter die Chance liegen, Borussia auf die Siegerstraße zu bringen. Weitere Kontermöglichkeiten spielte man leider zu fahrlässig aus, um das letzte Wort in dieser Partie zu haben. Gleich zwei Mal entschied man sich in Person des sonst sehr gefälligen Jonas Hofmann für den falschen Pass und traf in aussichtsreicher Position die falsche Entscheidung.
Die Mär vom besten Kader aller Zeiten
Der ehemals hochgelobte beste Kader aller Zeiten gibt derzeit niemanden her, dem man zutraut, ein Spiel entscheidend zu beeinflussen. Thuram ist seit geraumer Zeit ein Schatten seiner selbst und wurde erst in der 83. Minute für Embolo eingewechselt. Es war auch die einzige Wechseloption, von der Hütter überhaupt Gebrauch machte. Positiv zu bewerten ist, dass man in den letzten beiden Spielen gegen Bielefeld und Union, die Borussia aufgrund ihrer körperlichen Spielweise eher nicht liegen wie die Vergangenheit zeigte, den Kampf angenommen hat und sich verbessert zeigte.
Woran nun zu arbeiten ist: Gerade diese Spiele müssen wie auch immer gewonnen werden. Es geht in der aktuellen Lage einzig und allein um Punkte. Wenn man in beiden Spielen die bessere Mannschaft ist, muss mehr als ein Zähler dabei herausspringen. Die Kette wirkte außerdem auch nicht immer ganz sattelfest und war mit langen Bällen und folgenden Ablagen immer wieder in Verlegenheit zu bringen. Hier hätte möglicherweise ein Kramer mit seiner Körperlichkeit vor der Abwehr helfen können. Ebenfalls Verbesserungspotential gibt es bei der Konterabsicherung nach eigenen Standards sowie beim Ausspielen eigener Konter.
Gegen Augsburg ist ein Dreier nun eminent wichtig. Die Fuggerstädter rückten nach ihrem Sieg gegen die Eisernen nun bis auf einen Zähler heran und zeigten eine starke Reaktion nach der Klatsche in Leverkusen. Nun gilt es auf den gestrigen Ansätzen aufzubauen und einen Heimsieg anzupeilen, um sich zumindest etwas lösen zu können.