Am Freitagabend gastiert der Gast aus Schwaben am Niederrhein, wenn es um 20:30h unter Flutlicht um drei weitere Zähler geht. Die Gefühlslage ist dabei höchst unterschiedlich und maßgeblich geprägt von den Schlussakkorden, die beide Teams erlebten. Während sich der VfB durch zwei Erfolgserlebnisse aus den letzten drei Ligaspielen etwas aus dem Keller gräbt, gilt es für die Fohlen nach fast einem Monat wieder einen Dreier einzufahren.
Berlin in den Knochen
Daniel Farkes Mannen haben seit dem rauschenden Derbysieg gegen die Kölner Anfang Oktober kein Spiel mehr gewinnen können. Sicherlich muss jedes Spiel seither isoliert betrachtet werden – zumal sich die Verletzungen drastisch gehäuft haben -, doch ein Sieg wäre immens wichtig für das Tabellen- und natürlich ebenso für das Stimmungsbild rund um den Verein. Zumal auch zur Wahrheit gehört, dass man es gegen unbequeme Unioner über weite Strecken ordentlich spielte und auch lange Zeit gut verteidigte, ehe Doekhi in der Nachspielzeit den Sieg für die Eisernen perfekt machte
Anzukreiden ist der Mannschaft allenfalls die fehlende Entlastung nach dem Seitenwechsel. Bedingt durch frühe Ballverluste entglitt nach und nach der Zugriff aufs Spiel und spätestens nach dem Ausgleich war förmlich zu greifen, wie das Momentum kippte. Oder um es mit Christoph Kramers Worten wiederzugeben: „Wir haben um das ein oder andere Gegentor gebettelt.“ Die Flanken wurden leider auch nicht unterbunden, sodass bis zum Abpfiff 29 Stück geschlagen wurden und immer wieder Gefahr heraufbeschworen.
Mit breitem Brustring an den Niederrhein
Konträr zu den Borussen befindet sich der Verein für Bewegungsspiele im Aufwind. Seit der Entlassung von Ex-Trainer Pellegrino Matarazzo zeigt die Formkurve, abgesehen von einer Delle gegen Dortmund, kontinuierlich nach oben. Mit Michael Wimmer soll es auch definitiv bis zur Winterpause weitergehen. Der früherer Co-Trainer des FC Augsburg durfte sich letzten Samstag über einen späten Sieg gegen seinen früheren Club freuen.
Sehenswert war übrigens auch die Vorlage zum Siegtreffer von Waldemar Anton, als Tiago Tomás den Ball wunderbar per Hacke in dessen Lauf verlängerte. Den ersten Treffer legte der flankenfreudige Sosa mit einer Hereingabe aus dem Halbfeld auf den zweiten Pfosten mustergültig auf. Am Ende standen für die Stuttgarter ganze 31 Torschüsse zu Buche, die sich den Erfolg durch eine druckvolle Schlussphase, ähnlich wie Union, verdienten und nun voller Selbstbewusstsein die Auswärtsreise antreten.
Ein Punkt gegen den VfB 2021/22
Die jüngsten Vergleiche zeigen, dass keineswegs der Lieblingsgegner empfangen wird. Im März diesen Jahres verspielte man eine komfortabel wirkende 2:0-Führung. Der Siegtreffer resultierte dabei aus einer Flanke von Borna Sosa und einem überlegten Abschluss von Kalajdzic, der inzwischen in der Premier League unterwegs ist. Im Heimspiel im Oktober 2021 kam man nicht über ein 1:1 hinaus.
Ein bisschen Geschichte
Insgesamt standen sich beide Vereine ganze 106 Mal gegenüber. Die Bilanz aus Sicht der Fohlen: 34 Siege, 30 Remis und 42 Niederlagen bei einem Torverhältnis von 145:168. Der letzte Sieg auf heimischem Geläuf gelang dabei im Dezember 2018, als man sich mit 3:0 durchsetzen konnte. Die Torschützen seinerzeit: Raffael, Neuhaus sowie ein Eigentor des Weltmeisters Benjamin Pavard.
Zahlen & Fakten
Mit dem VfB kommt eine der schwächeren Auswärtsmannschaften dieser Saison nach Mönchengladbach. In den bisherigen fünf Partien außerhalb der Mercedes-Benz-Arena gab es zwei Niederlagen und drei Remis. Daniel Farke hingegen kann vier Heimsiege aus sechs Spielen vorweisen, womit man sich auf Platz fünf der Heimtabelle wiederfindet.
Unverändert hoch bleibt bei den Gästen die Flankenhäufigkeit von Linksverteidiger Borna Sosa, der auch in dieser Kategorie, gemeinsam mit Angeliño, wieder das Ranking der Liga anführt. In zehn Einsätzen bringt er es auf 41 Flanken aus dem Spiel heraus, also etwas mehr als vier Flanken pro 90 Minuten, und hat bereits drei Vorlagen auf der Habenseite. Zum Vergleich: insgesamt wurden für die Gäste in dieser Saison 93 Flanken aus dem laufenden Spiel gezählt. Mit Guirassy und Luca Pfeiffer boten die Schwaben jüngst zwei Angreifer auf, die mit 1.87m beziehungsweise mit gar 1.96m dankbare Abnehmer für dessen Zuspiele sind.
So stark die Statistiken des Kroaten im Spiel nach vorne sind, so sehr könnte es möglich sein, selbst über seine Seite für Gefahr zu sorgen und die Räume zu nutzen, die sich in seinem Rücken öffnen. Im Vergleich gegen den FCA rollten insgesamt 40% aller Angriffe über die Seite Sosas und weitere 35% durch das Zentrum beziehungsweise über die Halbpositionen. Gerade für Ngoumou könnte dies, vermutlich eher als Joker, bei seiner Geschwindigkeit ein gutes Match-Up sein, um dort hineinzustoßen. Der junge Franzose ließ in den letzten Spielen immer wieder seine Pace aufblitzen und gefiel in Köpenick auch mit eifriger Arbeit gegen den Ball. In der aktuellen Saison ist nur Moussa Diaby von Leverkusen (36,52 km/h) schneller unterwegs gewesen als Borussias Neuzugang (36,17 km/h).
Da sich wieder einmal die Debatte unter anderem um das Laufpensum der Fohlen dreht: auch die Stuttgarter sind nicht deutlich aktiver. Gladbach wird in diesem Bereich auf dem letzten, Stuttgart auf dem 16. Rang klassifiziert.
Personelles
Die Personaldecke bleibt weiterhin dünn, die Optionen rar gesät für Daniel Farke. Mit Yann Sommer, Ko Itakura und Florian Neuhaus fehlt weiterhin eine wichtige Achse, die mit jedem Ausfall schmerzlicher vermisst wird. Entwarnung gibt es bei Ramy Bensebaini, der in Berlin noch angeschlagen ausgewechselt werden musste, aber nun glücklicherweise wieder zur Verfügung steht. Ein weiterer Lichtblick: Jonas Hofmann ist ebenfalls wieder im Mannschaftstraining und definitiv ein Kandidat, der im Laufe des Spiels Minuten sammeln wird. Fraglich ist hingegen der Einsatz von Nico Elvedi, den Erkältungssymptome plagen. Vermutlich wird in dieser Personalie erst kurzfristig Klarheit herrschen. Sein Verlust ginge sicher mit einer weiteren Umbaumaßnahme in der letzten Reihe einher, die Ramy Bensebaini ins Zentrum und Luca Netz auf die Position des Linksverteidigers rotieren würde.
Spannend wird auch sein, ob Nathan Ngoumou in der Startelf bleiben wird. Sollte Borussias Übungsleiter mehr auf erfahrene Kräfte setzen, was realistischer scheint, rückt Lars Stindl mutmaßlich vom Zentrum auf den rechten Flügel, Kramer geht erneut auf die Zehn und die Doppelsechs würden wieder Weigl & Koné bekleiden, der nach abgesessener Sperre wieder zur Verfügung steht.
Der Interimstrainer der Gäste kann dahingegen fast aus dem Vollen schöpfen. Josha Vagnoman stieg wieder ins Training ein, sodass lediglich Enzo Millot ausfällt.