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Formschwach gegen formschwächer

Formschwache Fohlen dürfen am Wochenende gegen formschwächere Berliner in einem Spitzenspiel ran, das diesen Namen nicht verdient. Sowohl die Hertha als auch die Borussen hängen im Abstiegskampf und für beide Trainer könnte es nach einer Niederlage noch einmal deutlich unangenehmer und enger werden. Vor diesem Hintergrund kann man sicherlich von einem Schicksalsspiel für Korkut und Hütter sprechen.

Was bisher geschah…

Mit Blick auf die jüngsten Ergebnisse treffen die Gladbacher wohl auf eine Mannschaft, die aktuell sogar in noch schlechterem Zustand zu sein scheint. Der letzte Sieg der Berliner datiert aus dem letzten Kalenderjahr. Seinerzeit konnte man am 18.12.21 Dortmund zu Hause mit 2:1 bezwingen. Nach dem Jahreswechsel kamen für die Hauptstädter lediglich zwei weitere Zähler hinzu bei einem Torverhältnis von 6:23. und in keinem Spiel traf man mehr als einmal. Sogar gegen das Schlusslicht aus Fürth verlor man mit 2:1.

Dem gegenüber steht eine ebenfalls äußerst ernüchternde Bilanz von fünf Punkten und 12:19 Toren auf Seiten der niederrheinischen Borussia. Schwer im Magen liegt auch noch der Offenbarungseid aus der zweiten Hälfte in Stuttgart, als man einer bescheidenen Saison noch – im negativen Sinne – die Krone aufsetzte.

Die ratlosen Interviews von Yann Sommer und Christoph Kramer nach Spielschluss ließen tief blicken und erahnen, dass das sehr teure Experiment zwischen Hütter und der Borussia mehr als nur in der Schwebe hängt – auch wenn Roland Virkus dem Österreicher pflichtbewusst zur Seite sprang. Zu tief scheinen die Probleme zu liegen, die man auch nach 25 Spieltagen keineswegs beheben konnte.

Tayfun Korkut ist in einer ähnlichen Lage. Auch er gilt als angezählt, laufen die Berliner doch trotz großer Investments den eigenen Ansprüchen weit hinterher und belegen aktuell nur den Relegationsplatz. Der erhoffte Effekt durch die Installierung des türkischen Trainers für Urgestein Pál Dárdai blieb aus. Doch Vorsicht: Auch der VfB konnte gegen die Borussen einen Befreiungsschlag landen.

Ausgeglichene Bilanz

In der Bundesliga ist die Bilanz der beiden Traditionsvereine ausgeglichen. Beide können jeweils 25 Siege verbuchen, in siebzehn Fällen trennte man sich mit einem Remis. Den letzten Vergleich am 9. Spieltag verlor man in der Hauptstadt durch einen Treffer von Marco Richter. Als Sieger vom Platz gehen konnte man letztmalig am finalen Spieltag 19/20, als die Borussen mit 2:1 die Oberhand behielten und endgültig das Ticket für die Champions League lösten – es wirkt wie aus einer längst vergessenen Zeit.

Beide Teams stellen zwei der drei schlechtesten Defensivreihen des Landes und kommen addiert auf sagenhafte 109 Gegentore. Außerdem zeigt ein Blick in die Statistiken, dass die Berliner nahezu 75% ihrer Angriffe über die Flügel vortragen. Ein Aspekt, der bedacht werden muss, wenn man sich die Gegentore und die ständigen Offensivläufe gegnerischer Außenverteidiger ansieht. Bei gefühlt jeder Flanke schwamm die Abwehr regelrecht.

Allerdings ist davon auszugehen, dass die Hütter-Elf das Spiel machen wird. In welcher personellen Zusammensetzung dies geschieht, ist noch fraglich. Co-Trainer Peintinger, der den Corona-erkrankten Adi Hütter auf der PK heute vertrat, berichtete von einem Faserriss bei Jonas Hofmann, der zuletzt zusammen mit Alassane Pléa die Offensive trug. Dieser Ausfall wird der Offensive merklich schmerzen. Denn Hofmann war einer der wenigen in Normalform. Seine Dynamik, sein Siegeswillen und sein Anlaufverhalten im Pressing sind von keinem anderen Fohlen aufzufangen. Zudem sitzt Ramy Bensebaini seine Gelbsperre ab.

Kein Kontakt mit Hütter

Peintinger stellte auch schnell klar, dass es während des Spiels keinen Austausch mit seinem Vorgesetzten geben wird und das er das Spiel alleine betreuen wird. Fraglich ist die Situation hingegen bei Lainer, Friedrich und Jantschke, die erst am Mittwoch wieder ins Training eingestiegen sind. Dementsprechend wäre das „klassische“ 3-5-2 möglich mit Netz auf der linken Außenbahn auf Wingback. Neuhaus könnte für Hofmann auf die Zehn rutschen und hinter sich Platz machen für das Duo Koné und Kramer. Sollte Friedrich nicht fit sein, wäre Beyer nach abgesessener Sperre der logische Ersatz.

Allerdings ist eine Viererkette mit Netz, Ginter, Elvedi und Scally ebenso denkbar, wenn es bei den Rekonvaleszenten nicht für die Startelf reichen sollte. Wobei bei diesem eminent wichtigen Spiel sicherlich jedes bisschen Erfahrung begrüßt würde, das spielfit ist. Peintinger wollte sich auf der PK verständlicherweise nicht allzu viel in die Karten schauen lassen, hinterließ aber in ungewohnter Rolle einen guten Eindruck.

Pressekonferenz vor dem Spiel

Das kann man von Roland Virkus nicht unbedingt sagen. Natürlich versucht er, die öffentliche Tragweite des Interviews von Kramer etwas zu relativieren. Doch es bleibt zu hoffen, dass man sich intern mehr mit den Aussagen auseinandersetzt. Wenn Führungspersönlichkeiten und langjährige Leistungsträger sich genötigt fühlen, mal öffentlich auf den Tisch zu hauen, dann hat das durchaus Signalwirkung und sollte aufrütteln. Es ist schwer vorstellbar, dass ausgerechnet die beiden Musterprofis den Finger öffentlich in die Wunde legen, ohne das es zuvor – offensichtlich erfolglos – intern getan wurde. Beide sind nicht dafür bekannt, den Journalisten freimütig Interna in die Mikrofone zu quatschen.

Kommunikativ – mindestens – unglücklich wirkt es auch, dass Peintinger die Gruppenbildung verneint und Virkus fünf Sekunden später davon spricht, dass es doch normal sei und zog einen Vergleich aus dem Urlaub. Zugutehalten muss man dem neuen Verantwortlichen, dass eine Gruppenbildung in einem sozialen Konstrukt mit unterschiedlichen Charakteren, Herkünften und Lebenswegen sicherlich ein Stück weit normal ist. Das ist auch kein Problem, solange Gruppe A und Gruppe B dem Teamerfolg alles unterordnen. Wenn es nicht läuft und der Eindruck bei anderen (Kramer) entsteht, dass dies ein Problem ist, dann muss es auch zurecht angesprochen werden – im Zweifel auch mal öffentlich, wenn es nicht der Dauerzustand wird.

Bei der alten Dame ist ebenfalls Feuer unterm Dach, wie der eingebaute Tweet aus der Trainingswoche zeigt. Hinzu kommen noch weitere Querelen rund um die Tennor Holding und Hertha sowie der Abschied von Sportdirektor Arne Friedrich , der den Club sofort verlässt. Am Samstag gilt vielleicht selten wie nie in dieser Saison: verlieren verboten.

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