Nachdem man letzte Woche gegen Bielefeld trotz Feldüberlegenheit und eines über weite Strecken sehr ordentlichen Spiels nicht über ein Remis hinauskam, gilt es nun, einen wichtigen Dreier im eigenen Stadion einzufahren. Der Gast aus Augsburg ist durch einen überraschenden Heimerfolg gegen Union Berlin mittlerweile bis auf einen Zähler an die Borussen herangerückt. Dementsprechend wichtig wäre ein Sieg, um den Abstand nach unten etwas zu vergrößern und einen direkten Konkurrenten – zumindest vorerst – zu distanzieren.
Aufwärtstrend bestätigen
Spielerisch war der Auftritt in der SchücoArena bereits ein „guter Schritt“ in die richtige Richtung, wie Adi Hütter in der heutigen PK durchklingen ließ. Durch den höchstwahrscheinlich erneuten Ausfall von Christoph Kramer kann davon ausgegangen, dass die selbe Elf starten wird wie letzten Samstag. Dafür spricht auch der dünne Kader, der trotz aller Lobhudeleien vor Saisonbeginn kaum adäquate Alternativen bietet, was sich auch daran zeigte, dass der erste und einzige Wechsel erst in der 83. Minute vollzogen wurde. Die Mär vom breiten und qualitativ hochwertigen Kader wurde bereits im letzten Spielbericht kurz aufgegriffen.
Da auch die bayrischen Schwaben einen ähnlich physischen Stil pflegen wie so mancher Gegner in den letzten Wochen, wird es darauf ankommen, sich vor allem körperlich zu wehren ohne dabei das zu vernachlässigen, was die Mannschaft eigentlich primär auszeichnet.
Verberesserungspotential zeigte sich insbesondere in der Konterabsicherung bei eigenen Ecken sowie – vor allem in der Schlussphase – im finalen Pass bei eigenem Konter, wenn sich die Möglichkeit denn mal ergeben sollte. Zu rechnen ist mit einem ähnlichen Spiel wie letzte Woche. Aus der augenscheinlichen Feldüberlegenheit muss dabei allerdings diesmal mehr herausspringen, wobei positiv anzumerken ist, dass man sich im Vergleich zu vorigen Spielen durchaus Chancen herausspielte. Besonders Lasso Pléas Form scheint zart nach oben zu zeigen. Immer wieder initiierte er Angriffe, lies sich fallen und gefiel mit einem guten Auge für den Mitspielern bei seinen Steckpässen. Insbesondere mit Jonas Hofmann schien es „zu klicken“.
Wiedersehen mit altem Bekannten
Womit sich das durch Kramers Ausfall eher technisch begabte Duo auf der Sechs schwer tat, war mitunter die körperliche Komponente. Mit dem Ex-Gladbacher André Hahn wartet dahingehend ein echter Bulle auf dem Flügel, der sich erfahrungsgemäß in jeden Zweikampf wirft und seinen Körper einzusetzen weiß. Außerdem traf er aus der Distanz sehenswert zum Endstand. Das zweite ehemaligen Fohlen Tobi Strobl wird leider aufgrund eines Kreuzbandrisses nicht im Borussia-Park dabei sein.
Ebenfalls etwas anfällig präsentierten sich die Mannen von Adi Hütter bei langen Bällen beziehungsweise nach der Ablage dieser. Auch hier muss im Verbund besser verteidigt und die Abstände zwischen den Ketten im Auge behalten werden. Sowohl Niederlechner als auch Gregoritsch gewannen gegen die Hauptstädter jeweils 60% ihrer Luftduelle. Der Österreicher hat derzeit ohnehin einen Lauf und netzte in der vergangenen vier Spielen gleich drei Mal ein.
Ein paar Statistiken
Am deutlichsten wird die taktische Herangehensweise beim Blick auf die Ballbesitz- und Passstatistiken. Während man am Niederrhein mit 53% Ballbesitz im Mittel ligaweit auf Rang fünf galoppiert, bildet Augsburg mit Union und Bielefeld das Trio am Ende des Tableaus. Damit kann man auch schon ganz gut abschätzen, wie die taktische Marschroute sein wird. Auch einstellen muss man sich auf die Sprintfreudigkeit des Gegners: Augsburg reißt mit 5.123 Sprints die drittmeisten ab, während man im Borussen-Dress lediglich auf 4.602 kommt – nur Union Berlin sprintet noch weniger.
Ebenfalls eklatant mutet die Diskrepanz der Passquoten an. Borussia liegt mit 84,8% auf dem Treppchen, die Fuggerstädter stehen hier mit 77,1% auf dem Relegationsplatz. Markus Weinzierls Truppe konnte dafür im Gegensatz zur anfälligen Gladbacher Defensive schon sechs Mal ohne Gegentor bleiben, der Borussia gelang das zum jetzigen Zeitpunkt erst zwei Mal.
Ein Bonus könnten die 10.000 Fans sein, die für das Spiel zugelassen sind und die man dringend benötigt, um einen weiteren „guten Schritt“ in die gewünschte Richtung zu gehen. Das viel zitierte und sagenumwobene Pflänzchen des Momentums muss durch einen guten Auftritt weiter aufgebaut werden.