Das 100. Bundesliga-Duell zwischen der Borussia und dem VfB ist sowohl für die Schwaben als auch für die Fohlen eines von höchster Bedeutung. Beide Teams finden sich derzeit in Abstiegsgefahr wieder. Während die Borussen mit 27 Zählern immerhin noch vier Zähler über dem ominösen Strich stehen, befindet sich der VfB ebenso viele Punkte darunter.
Die Vorzeichen
Angesichts der tabellarischen Lage könnte dieses Spiel ein weiterer kleiner Befreiungsschlag werden. Insbesondere weil sich in der Paarung Bielefeld – Augsburg zwei Tabellennachbarn, die unter den Gladbachern stehen, gegenseitig die Punkte wegnehmen. Wolfsburg spielt gegen Union, die sich durch ihren Sieg im Pokal wieder in zartem Aufwind befinden. Mit einem eigenen Dreier ist durchaus die Chance gegeben, dass man sich etwas mehr freischwimmt aus der bedrohten Zone. Zumal die Stuttgarter aus den letzten fünf Ligaspielen lediglich einen Zähler beim Remis im Bochum erringen konnten.
Am Niederrhein waren es im selben Zeitraum – trotz der Klatsche in Dortmund – immerhin fünf. Und besonders das Comeback gegen Wolfsburg nach dem 0:2 Rückstand sollte Auftrieb geben und Mut machen. Natürlich gibt es gerade in der Defensive noch eine Menge Steigerungsbedarf, aber für die Moral kann dieser Punkt wichtig sein und die Brust etwas breiter werden lassen.
Personelle Situationen
Jordan Beyer wird dem VfL am Samstag aufgrund seiner Gelbsperre fehlen, bei Marvin Friedrich wird es sich laut Adi Hütter „nicht ausgehen“ für die Auswärtsfahrt, während Tony Jantschke wieder einsatzbereit wäre. Der Österreicher wollte sich bezüglich seiner Startelf verständlicherweise nicht in die Karten schauen lassen, doch insbesondere die Doppelsechs könnte spannend werden. Es ist davon auszugehen, dass man weiter mit Dreierkette agiert und Bensebaini ins Zentrum beordert. Als linker Flügelverteidiger könnte dafür Luca Netz starten. Bleibt man bei dieser Grundordnung, so stellt sich die Frage, wer neben Neuhaus auf der Sechs beginnt.
Hütter ließ auch die Tür dafür offen, Neuhaus wieder auf die Zehn zu stellen. Doch bei der starken Form von Pléa und Hofmann wäre das überraschend und nur möglich, wenn der Franzose auch eine Reihe nach vorne rückt. Hierbei würde man ihn allerdings von einer Position nehmen, auf der er in den letzten Wochen glänzte und förmlich aufblühte. Außerdem trafen in Embolo und Thuram beide Spieler, die gegen Wolfsburg in der Sturmspitze eingesetzt wurden. Wahrscheinlicher ist eine Doppelsechs aus Neuhaus und Koné oder wahlweise Kramer, der auch eine gewisse Körperlänge mitbringt. Stichwörter: Standards, Sosa, Kalajdzic.
Die Mannen mit dem Brustring hingegen wurden in dieser Saison extrem vom Verletzungspech verfolgt. Sasa Kalajdzic fiel nach einer Schulterverletzung bis Jahresende aus und verpasste nach Wadenproblemen erneut ein Spiel im Februar. Noch schlimmer erwischte es Silas Katompa Mvumpa.
Der Shootingstar, der letzte Saison 16 Scorerpunkte (11 Tore, 5 Assists) auflegte, fiel nach einem Kreuzbandriss im März letzten Jahres und einer Corona-Erkrankung lange aus und absolvierte bislang erst neun Spiele. Beim Remis gegen Bochum kugelte er sich, genauso wie damals Kalajdzic, die Schulter aus und fehlt dem VfB bis Saisonende. Mit den 22 Scorern von Kalajdzic letzte Saison (16 Tore, 6 Assists) mussten die Stuttgarter also kumuliert 38 Torbeteiligungen auffangen.
Statistiken & Historie
Zeit für ein paar Statistiken und Fakten: Am Samstag gastiert eine durchschnittliche Auswärtstruppe (Platz 11) beim schlechtesten Heim-Team der Liga. Nach Fürth (62) und der Hertha (54) haben die beiden Kontrahenten die meisten Gegentore kassiert (Gladbach 48, VfB 45). Den letzten Sieg in „The Land“ fuhr man letzte Saison im Pokal ein, als man sich mit 1:2 im Achtelfinale nach Treffern von Pléa und Thuram durchsetzen konnte. In der Liga gab es das letzte Erfolgserlebnis dort am 7. Spieltag 2015/16. Endstand: 1:3 aus Sicht der Fohlen. Die Tore erzielten seinerzeit Granit Xhaka, Christian Gentner (Eigentor) und Raffael.
Beide Mannschaften sind sich, statistisch gesehen, in vielen Parametern recht ähnlich. Beide gewinnen viele Zweikämpfe (VfB hier auf Rang 3, Borussia auf 4), beide sind nicht unbedingt Enthusiasten, wenn es um Sprints geht (VfB 13, Borussia 16.) und folglich laufen beide im Ligavergleich auch nicht übermäßig viel (VfB 16, Borussia 13).
Mit der größte Unterschied lässt sich bei gewonnen Kopfballduellen finden. Auch ohne den lange ausgefallenen Kalajdzic steht Stuttgart hier auf Platz 8, die Fohlen lediglich auf 15. Und mit Borna Sosa ist einer der besten Flankengeber der Liga wieder einsatzbereit, der in seinen 19 Ligaspielen 81 Flanken schlug und damit knapp am Treppchen der Liga vorbeischrammt. Um es zu verdeutlichen: Das gesamte Team der Stuttgarter flankte 188 Mal. Davon gehen 43,09% allein auf das Konto des kroatischen Außenverteidigers.
Zudem ist das Spiel der Gastgeber in der Summe recht linkslastig. Im Verlauf der Saison wurden 40% der Angriffe darüber gespielt. Hier wird es wichtig sein, die häufig zu großen Schnittstellen zwischen Flügel- und Innenverteidiger nicht zu ausufernd werden zu lassen und die Flanken besser zu verteidigen als zuletzt beim Gegentor von Wind oder bei den Flankenläufen des Augsburgers Framberger.